"Aufstockung ist ein Schlag ins Gesicht für Leistungssport."
Bundestrainer
Dago Leukefeld

Bundesliga
wird
aufgestockt

Klares Votum / Leukefeld will Bundestrainer bleiben

Von Thorsten Waterkamp

Die Entscheidung ist gefallen: Mit dem überraschend deutlichen Votum von 35:1 Stimmen hat der erweiterte Vorstand des DHB am frühen Samstagabend die Aufstockung der Frauen-Bundesliga von zwölf auf 14 Klubs zur Saison 2001/02 beschlossen. Bundestrainer Dago Leukefeld, der laut FAZ seinen Rücktritt für den Fall der Aufstockung angekündigt hatte, will im Amt bleiben. Das sagte der 37-Jährige nach der Abstimmung gegenüber wat-online.

Eine Zwei-Drittel-Mehrheit, die zuletzt fraglich gewesen war, wäre für die Aufstockung mindestens nötig gewesen. Umso überraschender kam die Deutlichkeit des Ergebnisses, das der erweiterte DHB-Vorstand in Hannover fällte. 36 der 42 Entscheidungsträger nahmen an der Abstimmung teil und setzten bei nur einer Gegenstimme aus Sachsen die Vergrößerung durch.

Durch die Erweiterung der Liga um zwei Teams kommt es nun zu einer geänderten Abstiegsregelung. Nur noch der Tabellenletzte steigt am Saisonende ab, der Liga-Vorletzte muss in die Relegation. Normalerweise hätte es zwei direkte Absteiger und einen Relegationsteilnehmer gegeben. Die Neuregelung wird von einem Großteil der Erstligaklubs begrüßt. Gegen den Antrag, der von der SG Minden-Mind. auf den Weg gebracht worden war, hatten im Sommer lediglich der TV Lützellinden, der HC Leipzig und der Buxtehuder SV gestimmt.

Auch der Aufstieg zur ersten Liga wird am Ende der laufenden Saison anders gestaltet. Weiterhin direkt steigen die Meister der beiden Zweitligastaffeln auf. Die jeweiligen Tabellenzweiten ermitteln in einer Relegation den dritten Aufsteiger. Der Verlierer aus diesem Hin- und Rückspiel tritt gegen den Vorletzten der ersten Liga um den letzten freien Platz an. Bislang erreichte der bessere der beiden Zweitliga-Vizemeister nur die Entscheidungsspiele gegen den Drittletzten der ersten Liga.

Dago Leukefeld sagte auf Anfrage, dass er trotz der Entscheidung Bundestrainer bleiben werde. Die Berichterstattung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sei "nicht korrekt" gewesen. Das Gespräch mit der FAZ habe vor zweieinhalb Monaten stattgefunden, ein "anderer Redakteur hat die alten Dinger wieder rausgehauen".

Der ehemalige Trainer der HSG Herrentrup/Blomberg (heute Blomberg-Lippe) nannte die Entscheidung des erweiterten DHB-Vorstandes "grundsätzlich einen Schlag ins Gesicht für den Leistungssport". Er betonte, mittelfristig werde die Aufstockung" auf dem Rücken der Nationalspielerinnen ausgetragen".

"Wir machen das Mittelmaß stark und schwächen die Spitze.", kritisierte Leukefeld den Beschluss, der die Saison um vier Spieltage verlängern wird. Der Erfurter hatte sich bereits früh gegen die Aufstockung ausgesprochen, weil er eine sportliche Schwächung der Bundesliga befürchtete. In Deutschland, sagte er am Samstag, sei "einfach das Potenzial nicht da", um 14 Teams ohne einen Verlust der Spielqualität zu bestücken.

Dem Argument, damit könnten Vereine Einsatzzeiten für jüngere Spielerinnen schaffen, widersprach Leukefeld."Das sind für mich Lügen, die völlig aus der Luft gegriffen sind." Schon heute bekämen junge Spielerinnen keine Spielpraxis. Er bezog sich damit auf seinen ehemaligen Verein HSG Blomberg-Lippe, in dessen Reihen drei Nachwuchsspielerinnen stehen. Das einstmals gute Verhältnis zwischen dem heutigen Bundestrainer und dem HSG-Manager Harald Wallbaum ist seit dem Weggang Leukefelds zum Ende der Saison 1998/99 stetig abgekühlt. Inzwischen stehen sich beide Seiten unversöhnlich gegenüber.

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