"Gar nicht so schlecht für eine Mannschaft, die als Kandidat auf den Abstieg gehandelt worden ist ."
Lutz Müller

Abgänge
drehen auf

HSG kommt in Hersfeld zu 27:27

Von Manuel Brandenstein

 Einen gelungenen Saisonabschluss hat die HSG Blomberg-Lippe mit dem 27:27 (12:16) bei der SG Hessen Hersfeld gefeiert. Der Punktgewinn brachte die Mannschaft von Lutz Müller in der Endabrechnung noch auf Tabellenplatz neun.

Für die Gastgeberinnen aus Hersfeld heißt es in der Abstiegsrelegation am 9. und 12. Mai gegen das viertbeste Zweitligateam Sekt oder Selters. Gegner ist derVerlierer des Vergleichs zwischen Rostock und Augsburg-Hochzoll. 

Die HSG indes konnte am Samstag nach dem Abpfiff in der Geistalhalle schon perlenden Schaumwein genießen. Schließlich hatten die Lipperinnen mit dem erst im allerletzten Angriff erreichten Punktgewinn den 17. Zähler auf das Konto gebucht und rangieren damit gleich sechs Punkte vor dem Relegationsplatz.

Selbst den ursprünglich als Relegationsplatz ausgeschriebene Rang zehn - erst die Aufstockung der Liga zur nächsten Saison sorgte die Modifizierung der Abstiegsregelung - haben die Blombergerinnen noch verlassen. Erstmals in der fünfjährigen Bundesligageschichte der HSG steht Borussia Dortmund in der Abschlusstabelle hinter den Lipperinnen. "Gar nicht so schlecht für eine Mannschaft, die von vielen als erster Kandidat auf den Abstieg gehandelt wurde", war Trainer Lutz Müller stolz auf das Geleistete.

Doch beim Blick auf die Torschützenliste in Bad Hersfeld dürfte auch ihn ein etwas unwohles Gefühl beschlichen haben: Gleich 20 der 27 Treffer für die HSG erzielten Spielerinnen, deren Abgang zum 30. Juni bereits feststeht. Die restlichen sieben gelangen der erneut zuverlässig wie ein Uhrwerk spielenden Gabriela Köhler-Korandova, mit der aber noch keine Gespräche über eine Vertragsverlängerung gegeben haben soll. Doch selbst wenn der einzige Routinier dem Team erhalten bleiben sollte, dürfte der Blomberger Kader für die kommende Erstliga-Saison noch jünger werden und beinahe einer Junioren-Auswahl gleichen.

"Dann werden wir viel Arbeit haben", so Lutz Müller, "was aber auch positiv sein kann". Dass er es versteht, mit Nachwuchshoffnungen umzugehen und sie zu großen Leistungen anzuspornen, hat der Coach immerhin in den zurückliegenden Monaten bewiesen.

Auch im Blomberger Mannschaftsumfeld wird derzeit gegrübelt. So könnte es zu Veränderungen im Betreuerstab kommen. Weder Ex-Spielerin und jetzige Betreuerin Bärbel Pfromm noch Uli Kirchhof können derzeit eine Aussage treffen, ob sie künftig noch zur Verfügung stehen.

All diese Fragen spielten jedoch beim letzten Saisonauftritt keine Rolle für die Spielerinnen. Gelöste Mienen, wohin man schaute. Dementsprechend locker und selbstbewusst traten die Lipperinnen auf. Bis zur 19. Minute (9:8) lag das Team ständig in Führung, um dann zum Ende des ersten Durchgangs vermeintlich vorentscheidend mit vier Toren in Rückstand zu geraten. Hersfeld dominierte diese Phase mit den Waffen der Blombergerinnen: Tempohandball vom Feinsten. Besonders Linksaußen Silvana Dathe traf beinahe alles.

"Nach dem 12:16-Rückstand habe ich eigentlich nicht mehr an einen Punktgewinn geglaubt", zeigte sich nicht nur Lutz Müller überrascht ob des folgenden Kraftaktes in einem eigentlich bedeutungslosen Spiels. Nach dem 16:21 (39.) nahmen Grunow, Krause und Köhler-Korandova das Zepter vollends in die Hand. Hersfeld konnte die gegnerische Torlawine auch auf Grund einer starke Anna Szymanska im HSG-Gehäuse nicht mehr aufhalten. 30 Sekunden vor dem Ende traf Nadine Krause zum Endstand.