"Ich kann mir nicht erklären, wie wir den Punkt noch verloren haben."
Wolfgang Rommel

"Action,
Jackson"

HSG holt schier aussichtslosen Rückstand gegen Trier auf

Von Thorsten Waterkamp

Besuche an der Ulmenallee haben es zurzeit in sich. Dem Drama gegen Leipzig vor zwei Wochen, als die HSG nach einer 20:11-Pausenführung zu einem 31:31-Remis kam, folgte gegen die DJK Trier ein ähnliches Kunststück - allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. 7:15 beim Seitenwechsel, die Sache mit dem (Nicht)-Setzen irgendwelcher Pfifferlinge war zum Abpfiff von Halbzeit eins eigentlich unumstritten.  Und am Ende: Mit einer kämpferischen Glanzleistung hatte die HSG ihr viertes Remis der Saison in der Tasche: 23:23.

Die Duplizität der Dramaturgie ließ sich gegen Trier beliebig aus dem Leipzig-Spiel ableiten. "Action, Jackson", hieß es Sekunden vor Schluss wie schon gegen die Sächsinnen, als Janet "Jackson" Grunow das Remis sicherstellte. Die HSG mit einem Tor in Rückstand, die Miezen, wie die Gäste so liebevoll genannt werden, am Ball - da schnappte Nationalspielerin Grunow der Triererin Svetlana Minewskaja das Leder weg, sprintet auf das Gäste-Gehäuse zu und trifft. Schluss, Jubel bei Jackson und Co., betröppelte Mienen bei den Miezen.

Triers Trainer Wolfgang Rommel rätselte noch lange nach dem Schlusspfiff, wie der eine von den beiden sicher geglaubten Zählern verschwunden sei. "Ich kann mir immer noch nicht erklären, wie wir einen Punkt verlieren konnten." Denn gleich mehrfach hatten die Trierer Miezen Gegner und Spiel im Griff, mehrfach aber fuhren sie ihre Krallen wieder ein und verloren den Faden. Bei der HSG gab die erste, völlig verpatzte Halbzeit zu denken, während die kämpferische Leistung der zweiten Spielhälfte zur Kategorie Ausnahmevorstellung gehörte.

Die Anfangsphase verschliefen die Lipperinnen völlig. 0:3, 3:9, 6:10 - und als dann bis zur Pause noch einmal 1:5 Tore fielen, schien der Fisch geputzt. 15:7 für die Gäste von der Porta Negra - für die HSG deutete sich ein schwarzer Nachmittag an.

Denkste. Ganze 640 Sekunden nach Wiederbeginn war die Partie wieder weitestgehend im Lot - die HSG hatte binnen acht Minuten fünfmal getroffen und auf 12:15 verkürzt. Während sich die Gastgeberinnen mit jedem Tor weiter aufputschten, spielten die Miezen die Rolle des Kaninchens vor der Schlange. Selbstvertrauen? Fehlanzeige. Erst eine Auszeit von Rommel brachte Trier wieder in die Spur.

Und siehe da: Die MJC, die auf eine starke Abwehr und eine überragende Torfrau Silke Leonhardt aufbaute, setzte sich auf 20:15 ab. Doch HSG-Coach Lutz Müller hatte noch einen taktischen Versuch gut: Er ließ mit Minewskaja und Mozgowaia die gefährlichsten Werferinnen des Gastes in kurze Deckung nehmen - und hate damit Erfolg. Das Blatt wendete sich erneut, und plötzlich war die HSG wieder dran. Ganz dicht: 19:20.

Doch da fauchten die Miezen: Noch einmal schlug Trier zurück und schien vier Minuten vor dem Ende beim 23:20 endgültig die Entscheidung zu seinen Gunsten erzwungen zu haben. Aber wieder kam es anders: Beim Blomberger 21:23-Rückstand (58.) verwirft Svetlana Minewskaja einen Strafwurf, den fälligen Gegenstoß nutzt die HSG: 22:23 statt 21:24. Und dann hieß es "Action, Jackson". Grunow setzte mit dem Schluss- den Höhepunkt des Dramas. Gegen einen ähnlichen Spielverlauf mit gleichem Ausgang in der nächsten Heimpartie hätte Coach Lutz Müller übrigens nichts einzuwenden. Dann kommt der TV Lützellinden.


 
Statistik (folgt)