"Wir werden nicht überstürzt handeln."
Harald Wallbaum

Vorgeschmack
auf den
Ernstfall

Kein Gedanke an Nachverpflichtungen

Von Thorsten Waterkamp

Die Saison war gerade 22 Minuten und 32 Sekunden alt, als das zwingend zu Vermeidende passierte. Gabriela Köhler-Korandova springt, landet und schreit auf – eine der tragenden Säulen hat sich verletzt. In der zweiten Hälfte stand die 28-Jährige zwar noch in der Deckung mit getapten linken Sprunggelenk ihre Frau, doch ob sie nächste Woche gegen Mainzlar spielt, ist ungewiss.

Die Sporthalle in Oldenburg-Eversten verließ die Tschechin am Samstagabend mit einer Bandage, die ihr so gerade eben das Tragen von Badelatschen erlaubte – und mit dem Hinweis des Oldenburger Mannschaftsarztes, sie müsse ihrem Fuß ein bis zwei Woche Pause gönnen. Den Ratschlag quittierte Köhler-Korandova gegenüber Trainer Müller und Manager Wallbaum mit einer wegwerfenden Handbewegung. Will heißen: Die medizinische Abteilung wird’s schon richten.

Allerdings unterstrich der eindrucksvolle Verband mit Kühlkompresse nur zu deutlich, wie sehr die personelle Besetzung der HSG in dieser Saison zu einem Drahtseilakt werden könnte. Sollte eine der Leistungsträgerinnen auch nur mittelfristig ausfallen, hat Müller keine adäquaten Alternativen zur Hand. So war Oldenburg ein Vorgeschmack auf den Ernstfall. Müller schickte die fit gespritzte Daniela Stratmann aufs Feld, wechselte sonst aber während der gesamten 60 Minuten nicht mehr.

Auf der Bank saßen mit Katrin Loyek, Sabrina Haase und Vanessa Stohlmann drei unerfahrene Nachwuchsakteurinnen, auf die Müller bewusst verzichtete. So wäre eigentlich ein Ersatz für die schwach spielende Linksaußen Sylvia Dorna erforderlich gewesen. Da das Spiel noch nicht verloren gewesen sei, habe er „die jungen Spielerinnen in dieser nervösen Phase“ nicht gebracht.

Eine kurzfristige Reaktion auf diesen ersten Warnschuss soll es nicht geben. Manager Wallbaum: „Wir werden nicht überstürzt handeln.“ Gedanken an eine Nachverpflichtung habe er sich nicht gemacht.

Derweil hieß es am Montag, dass die Bäner in Köhler-Korandovas Sprunggelenk intakt sein sollen. Mannschaftsarzt Dr. Franz-Josef Schnittker diagnostizierte eine sehr schwere Prellung. Der Einsatz der Tschechin am Sonntag zu Hause gegen Mainzlar ist mithin akut gefährdet.

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