"Wir haben eigentlich cool gespielt."
Lutz Müller

Sensation
in Leipzig

HSG kommt zu 29:29 beim Vizemeister

Von Thorsten Waterkamp

Sensation am dritten Spieltag: Erstmals hat die HSG Blomberg-Lippe gegen den HC Leipzig einen big point gelandet. Beim hoch verdienten 29:29 (13:13) brachten die Lipperinnen am Samstag den deutschen Vizemeister an den Rand einer Niederlage. Auf der Bundesliga-Homepage des HC (unter Galerie: Fotos und Videos aus dem Spiel) war man keine zwölf Stunden nach der Überraschung ehrlich: „Am Ende war es ein glücklicher Punktgewinn für die Leipzigerinnen.“

Glücklicher Punktgewinn für die Leipzigerinnen? Verkehrte Handballwelt in der Ernst-Grube-Halle. Denn nicht das Top-Team aus Sachsen, sondern der vermeintliche Abstiegskandidat aus Lippe war über weite Strecken der zweiten Halbzeit die spielbestimmende Mannschaft. Von der 42. Minute an führte die HSG bis fünf Minuten vor Toreschluss mit drei Treffern und legte konsequent nach, sobald Leipzig verkürzte. „Wir hatten die Chance zum Vier-Tore-Vorsprung“, bedauerte HSG-Trainer Lutz Müller die verpassten Gelegenheiten in der Schlussphase. „Wir haben uns zunehmend im Angriff festgefressen oder haben zu schnell abgeschlossen.“

Statt dessen sorgte die überragende Grit Jurack mit zwei Treffern und zwei Anspielen dafür, dass Leipzig noch einmal vom Sieg träumen durfte. Dem 28:28 (58.) ließ die Ausnahmespielerin die Leipziger Führung folgen. „Sie hat uns fast das Genick gebrochen“, urteilte Müller. 

Und doch: Ausgerechnet Jurack, mit 14 Toren Alleinunterhalterin beim Gastgeber, erlaubte sich den entscheidenden Lapsus zum Blomberger Happy-End. 58:55 Minuten auf der Hallenuhr: Siebenmeter für die HSG, Jurack meckert – und erhält zwei Minuten. „Sie hätte uns sonst garantiert noch mal einen reingelegt“, glaubte Müller. So aber sorgte Nadine Krause per Siebenmeter für das 29:29. Den Leipziger Gegenzug vergab Carola Ciszewski gegen Torfrau Julia Husemann, die letzten 15 Sekunden Ballbesitz für Blomberg blieben ohne Wirkung.

„Wir haben eigentlich cool gespielt“, staunte Müller über seine Schützlinge. Bereits in der ersten Hälfte hatten die Gäste – nach einem nervösen Beginn beider Seiten – ihre Sicherheit gefunden. Nur zweimal, beim 10:7 und 11:8 (21.), gingen die Sächsinnen mit drei Toren in Führung. Kein Problem für die HSG an diesem Tag: Vier Minuten später war der Rückstand gegen die in der Deckung schwachen Vizemeisterinnen egalisiert.

Noch in der Pause war Müller skeptisch. „Leipzig war nicht übermächtig, aber das konnte es nicht sein, was die zeigen wollten“, rätselte der Coach. Doch Leipziger Einerlei statt Allerlei: Nur Jurack drehte auf.

Die 4:4 Punkte als Minimum, die Müller für die ersten Spiele formuliert hatte, sind nun zum Greifen nah. Bereits morgen gegen List (Anwurf: 18 Uhr, Ulmenallee) kann die HSG nach dem Traumergebnis von Leipzig einen Traumstart perfekt machen. Manager Wallbaums Fan-Appell: „Die Spielerinnen 
haben eine volle Halle verdient.“

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