"Wir brauchen jetzt ein Schnellladegerät."
Lutz Müller

Unternehmen
Überleben
hat begonnen

HSG verliert bei Lieblingsgegner Mainzlar

Von Manuel Brandenstein

Auswärts hat die HSG eine Rekord verdächtige Marke aufgestellt. Seit inzwischen 21 Monaten ist der Klub ohne Sieg in fremden Hallen - den letzten doppelten Punktgewinn gab es am 8. Mai 1999. 38:35 hieß es damals und der Gastgeber Mainzlar. Der Lieblingsgegner der HSG tat dem Müller-Team am Samstag nicht den Gefallen, die Serie zu beenden: 28:30 (10:15) unterlagen die Blombergerinnen beim TV Mainzlar - der ersten Bundesliga-Niederlage der HSG überhaupt bei den Mittelhessinnen. 

Der Start in die Rückserie ist mit zwei Niederlagen gründlich daneben gegangen, und die Sorgenfalten auf der Stirn von Trainer Lutz Müller nehmen langsam Konturen an. "Wir brauchen jetzt dringend ein Schnellladegerät, um uns nicht erst am letzten Spieltag retten zu müssen", richtete er schon einmal den Blick auf die kommenden Wochen mit drei Auswärtsspielen und den schweren Heimaufgaben gegen Leipzig und Trier. 

Ein paar kurze Stromstöße hätten die Lipperinnen aber bereits in Mainzlar benötigt. Zwar versuchten die lautstarken mitgereisten Anhänger alles, um den Blomberger Motor von Beginn an auf Drehzahl zu bringen, doch dieser wollte noch nicht einmal anspringen. Die Gastgeberinnen stattdessen warfen sofort den Turbo ein, waren absolut bei der Sache und nutzten die HSG-Fehler konsequent zu einer 6:0-Führung nach acht Minuten. "Ich hatte die Mannschaft auf das Feuer, das derzeit in der Mainzlarer Mannschaft brennt, eingestellt", war Lutz Müller nach diesem Start-Fiasko etwas ratlos.

Erst nach einer Auszeit zündete der Funke, erreichte das HSG-Spiel Betriebstemperatur. Ohne jedoch speziell aus dem Rückraum die Chancen gegen eine extrem defensive Mainzlarer Abwehr vollständig zu nutzen. Daher war der zwischenzeitliche 7:9-Anschluss durch die starke Janet Grunow nicht mehr als ein Strohfeuer.

Richtiges Feuer gab es dagegen anscheinend in der Kabine gegeben. Denn nach dem Wechsel stand plötzlich wieder ein Blomberger Team auf dem Parkett, das an die erfolgreiche Hinserie erinnerte. Da stimmten Konzentration, Kampf und Entschlossenheit im Abschluss, und spätestens nach dem 15:17 durch die überragende Nadine Krause wurden die  Mainzlarer Knie weich. Lediglich Keeperin Englert - sie parierte nun unter anderem einen Siebenmeter von Krause und gegen die frei stehende Grunow - sowie Routinier Ludmilova behielten die Übersicht und wehrten die völlige Wende der Partie ab.

Vielleicht hätte in dieser Phase eine länger verordnete enge Deckung gegen die ehemalige tschechische Auswahlspielerin die Gäste komplett auf die Überholspur bringen können. So aber reichte es nur zum 21:21-Ausgleich durch Daniela Stratmann (45.), nach dem die HSG trotz eines kurzen Durchhängers eine engagierte Schlussoffensive hinlegte und bis 35 Sekunden vor dem Ende (28:29) zumindest noch auf einen Punkt hoffen konnte. 

Statt dessen freute sich  nach dem Abpfiff der TV Mainzlar, der nach Punkten gleichzog. Das Plakat in der Kabine der Hessen, auf dem die aktuelle Saison als "Unternehmen Überleben" beschrieben wird, besitzt spätestens jetzt auch für die HSG Blomberg-Lippe Gültigkeit. Denn außer dem designierten Absteiger Germania List siegten die Kellerklubs, der Relegationsplatz ist nur noch einen Zähler entfernt.

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