Eine Saga
in der Warteschleife

Nach sieben Jahren lässt King seine Helden auf der Stelle treten


 
Stephen King:
Glas

Wilhelm Heyne Verlag München
ISBN 3-453-13878-3
849 Seiten
48 Mark

Von Thorsten Waterkamp

Sieben lange Jahre hat Stephen King seine Leser warten lassen auf diesen Roman. Die Geschichte von Roland auf seiner Suche nach dem Dunklen Turm, die mit dem Band „Schwarz“ (1982) begann und ihre Fortsetzung in „Drei“ (1987) und „tot“ (1991) fand, verwies seine Hauptdarsteller ebenso wie die Leser in eine Warteschleife. Sieben Jahre steckten Roland der Revolvermann, Susannah, Eddie, Jake und der Billy-Bumbler Oy (eine Mischung aus Dachs, Waschbär und Hund) in einem Suizid planenden Zug namens Blaine fest. Genau dort knüpft die vierte Roman des Kingschen Zyklus an.

Das „Ka-tet“, die Schicksalsgemeinschaft, befreit sich aus Blaine und setzt seine Reise durch die sterbende Welt des Roland fort. Es ist Kansas, wo sie dem Zug entsteigen, aber nicht das unserer Gegenwart: Dieses Kansas, verlassen und ausgestorben, existiert in einer Parallelwelt. Wieder beginnt die Wanderschaft, doch näher kommt der Leser dem Dunklen Turm in diesem Roman nicht – Roland blickt in seine Vergangenheit zurück. So entstand mit „Glas“ ein eigenständiger Roman.

Cuthbert und Alain, die jugendlichen Freunde des jungen Roland, werden von ihren Vätern, geachteten Revolermännern aus Mittwelt, mit falschen Namen in die entlegene Baronie Mejis geschickt. Denn es herrscht Krieg: John Farson, der Gute Mann, bedroht Mittwelt mit Tod und Zerstörung. Im sicheren Mejis sollen die drei Jungen eine Bestandsaufnahme kriegswichtiger Güter vornehmen. Doch Roland  verliebt sich in ein Mädchen namens Susan Delgado und gefährdet das Unternehmen. Susan wird die einzige Liebe im Leben Rolands sein – eine hoffnungslose.

Der Blick in die Jugend des Revolvermannes ist unbefriedigend für Leser, die eine Fortsetzung der Suche nach dem Dunklen Turm erwarten. Denn die Rahmenhandlung der Saga tritt auf der Stelle. Trotzdem übt auch dieser Roman Faszination aus: King macht sich konsequent Sprache und Gedankenwelt jedes einzelnen Charakters zunutze, sobald diese Figur im Mittelpunkt des Geschehens steht – der Grundstein für die Erzählkraft des amerikanischen Autors.

Die Saga vom Dunklen Turm wird weitergehen, und es müssten, glaubt King im Nachwort, noch drei weitere Geschichten erzählt werden. Den Leser wird’s freuen – solange es nicht wieder sieben Jahre dauert bis zur nächsten . . .

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