Die Fallstricke |
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Matthias Praxenthaler:
Horst der Held DTV Taschenbuch München
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Von Thorsten Waterkamp
Horst hat's nicht leicht. Schon bei der Taufe wehrt er sich – vergeblich
brüllend – gegen das
Schicksal seines Namens, und das elterliche Erbgut verschafft ihm durch
einen segelohrigen Makel auch keine Anerkennung. Kassengestell auf Nase
und Spießertum der Erzeuger tun ein übriges: Horst wird ausgegrenzt,
gequält und gehänselt von seinen Mitschülern. Kurz: Er ist
der Klassenarsch. Einer, mit dem keiner spielen möchte. Dabei will
er doch einmal ein Held sein. Aber: Kann einer, der Horst heißt,
ein Held werden?
Matthias Praxenthaler beschreibt gnadenlos süffisant und doch bemitleidend den Weg des Horst Gurk zum Helden. Ein Außenseiter, der immer wieder über die Fallstricke seines jungen Lebens stolpert, alleingelassen und mißverstanden. Und wie er stolpert! Mit seinem naiven Charme. Mit seiner messerscharfen Reflexion der Lösungen, die ihm bleiben. Mit der Ironie, wie ihn sein Autor das Leben erleben läßt. Manchmal bitterböse sarkastisch, manchmal absurd – verblüffend, witzig.
Der Besuch eines Puffs im zarten Alter von 22 Jahren wird zum Wendepunkt in Horsts Leben. Als zehntausendster Besucher des Etablissements in der heimischen Provinz gewinnt er nicht nur eine horizontale Gratisnacht, sondern auch eine Folgen schwere Reise nach Vietnam . . .
„Horst der Held“ ist eine Komödie erster Güte. Spannend, witzig, pointiert – Praxenthaler läßt den Humor leben. Bleibt nur zu hoffen, daß aus Horst kein Leinwandheld à la deutscher 90-er-Jahre-Komödie wird. Schon gar nicht mit Til Schweiger in der Hauptrolle. Die optische Idealbesetzung im Fall des Zelluloidfalles? Alfred E. Neumann, der Protagonist der alten „Mad“-Comics.