Macht und |
|
Thomas Kistner /
Jens Weinreich: Der olympische Sumpf Piper Verlag München
|
Von Thorsten Waterkamp
In ihrem Buch „Der olympische Sumpf“ zeichnen Kistner/Weinreich die
Folgen der hemmungslosen Kommerzialisierung nach. Die Autoren geben dabei
Einblick in ein Beziehungsgeflecht, das längst Staatsanwaltschaften
in aller Welt auf den Plan gerufen hat. Bestechungsvorwürfe bei der
Vergabe
der Spiele, wie sie zuletzt in Verbindung mit dem Ausrichter der Winterspiele
2002, Salt Lake City, publik wurden, sind dabei noch das scheinbar geringste
Problem.
Die Aussicht auf Profit lockt zwielichtigste Gestalten hinter die olympische Bühne – wie den französischen Lobbyisten André Guelfi, dessen Name auch schon in der Kohlschen Spendenaffäre als möglicher Schmiergeldbote beim Leuna-Deal fiel. Kistner/Weinreich blicken hinter die blendenden olympischen Fassaden und präsentieren ein Netzwerk aus Korruption und Machtspielen. Vornan steht dabei der IOC-Präsident, Marqués Juan António de Samaranch, der unter dem faschistischen Franco-Regime zu Ministerehren gekommene und noch heute demokratiescheue Spanier. Aber auch Deutschland ist mit dem IOC-Vizepräsidenten Dr. Thomas Bach wenig ruhmreich vertreten. Der frühere Fechter ist auf seinem Weg in den Olymp einen klassischen Pfad gegangen - über Adidas. Deren ehemaliger erster Mann Horst Dassler war bis zu seinem Tod einer der wichtigsten Strippenzieher im Weltsport.
Die Journalisten Kistner (Süddeutsche Zeitung) und Weinreich (Berliner Zeitung) knüpfen mit „Der olympische Sumpf“ nahtlos an ihr Buch „Das Milliardenspiel“ an, in dem sie 1998 die Machenschaften des Weltfußballverbandes FIFA und des Sportartikelkonzerns Adidas unter die Lupe nahmen. Sie offenbaren erneut Hinter- und Abgründe, die so gar nicht in die schöne Glitzerpräsentation der olympischen Fernsehspiele passen wollen und dort auch nie thematisiert werden. Ein Grund mehr zur Lektüre.